Initiative gegen Bebauung der Hinteren Insel ist zu kurz gedacht

 

In 20 Jahren wird sich Jürgen Müller – das sei ihm gewünscht! – auf seinen 91. Geburtstag vorbereiten. Und Stadtratskollege Professor Schöffel wird sich darüber freuen, dass ihm zu seinem 90. Geburtstag der Seniorenbeauftragte der Stadt gratuliert. Schließlich hat er dieses Amt zur Zeit selbst inne.

Zusammen mit ein paar weiteren Unterstützern wollen sie jetzt gegenüber den künftigen – vermutlich deutlich jüngeren – Bewohner*innen unserer Stadt Vorgaben zur Hinteren Insel in 20 Jahren machen. Dafür gibt es zwar einen anpassungsfähigen Rahmenplan, der unter großer Bürgerbeteiligung erarbeitet wurde. Doch Lindau wäre nicht Lindau, wenn…Gut, lassen wir das.

Viele politisch Verantwortliche wissen, das die Zahl der Erwerbstätigen rapide abnimmt. Entsprechend steigt auch die Zahl der über 60jährigen (mich eingeschlossen). Keine schönen Aussichten also für die Millennials, die als Minderheit dafür sorgen müssen, die erforderlichen Steuereinnahmen, Renten und Pensionen für den bisher gewohnten Wohlstand in Deutschland aufzubringen.

Was tun? Genau das, was u.a. die Nordländer, Kandadier und immer mehr Städte schon lange machen: Möglichst viele neue „Steuerzahler“ für Vollzeitstellen anlocken – von gut ausgebildeten Studenten aus aller Welt bis hin zu all den Migranten, die dafür sorgen, dass Deutschlands vernachlässigte Infrastruktur auf Vordermann gebracht wird und weniger begehrte Stellen wieder besetzt werden. 

Lindau besitzt hervorragende Voraussetzungen, um in diesem Wettbewerb um solche Menschen zu bestehen. Dafür, dass der sich verschärfen wird, sorgen nicht zuletzt die dramatischen Folgen des Klimawandels, der immer mehr Städte und Landstriche durch Feuer, Überschwemmungen und steigende Meeresspiegel unbewohnbar machen wird. Sie alle werden sich dorthin aufmachen, wo es attraktivere Bedingungen für eine lebenswerte Zukunft gibt.

Wo aber sollen die alle wohnen, wenn der Trend zur Abschottung vielfach noch anhält oder wenn gar der Sorge um „möglichst viel attraktiven Erholungsraum“ die höchste Priorität eingeräumt wird? Corona hat uns gezeigt, dass Gewohntes immer häufiger in Frage gestellt werden muss. Es wäre schön, wenn sich diese Erkenntnis auch bei den Initiatoren von LI und BU bezüglich der Hinteren Insel durchsetzen würde.

 

Leserbrief von Winfried Hamann